Edertal: Ökologisch wertvolle Feuchtwiese am Edersee soll Wohnmobilstellplatz werden können

Blick vom angrenzenden Parkplatz auf einen Teil der Rehbachwiesen.

Tourismus mit Wohnmobilen liegt im Trend. Davon möchten auch die Edertaler profitieren. Denn ein Investor würde gerne nahe am Edersee-Ufer in der Siedlung Rehbach einen neuen Wohnmobilstellplatz für wechselnde, ganzjährige Belegung einrichten. Für etwa 145 Wohnmobile und Wohnwagen will er sechs Grundstücke mit einer Gesamtfläche von rund 24.000 Quadratmeter kaufen. Darauf sollen ein „5-Sterne-Stellplatz“ mit eigener Wasser-, Strom- und TV/Internet-Versorgung sowie zwei bis drei Arbeitsplätze für Betrieb und Wartung entstehen. Hierfür hat die Gemeindevertretung am 16. November die elfte Änderung des Flächennutzungsplanes im Ortsteil Hemfurth-Edersee beschlossen.

Zwei der Grundstücke sind Privateigentum, eines ist vom Wasser- und Schiffahrtsamt (WSA) langfristig gepachtet und drei davon gehören der Gemeinde. Für diese drei bietet der Interessent 10 Euro pro Quadratmeter. Die Erschließungskosten (Zu- und Abwegung, Entwässerung angrenzender Felder, Herstellung einer Asphalt-Tragdeckschicht) würden etwa 350.000 Euro betragen, wofür gegebenenfalls ein Förderprogramm gefunden werden könnte. Die Kosten der Bauleitplanung will Herr Thomas Hennig, der „Vorhabenträger“, übernehmen.

Franz-Josef Göllner (Grüne) machte in der Erörterung des Antrags darauf aufmerksam, dass der Bereich der Rehbachwiesen den größten zusammenhängenden Grünlandkomplex im Bereich der Gemeinde Edertal aufweise und durch die relativ feuchten Wiesen ökologisch wertvoll sei. Außerdem seien die Rehbachwiesen im bisherigen Flächennutzunsplan als Teil eines Biotopkomplexes dargestellt, also solle diese Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft weiter entwickelt werden. Die geplante Nutzung als Wohnmobilstellplatz stehe dazu in deutlichem Widerspruch. Schließlich seien die Rehbachwiesen bereits mehrfach geschädigt, sowohl durch den Parkplatz für den Baumkronenpfad als auch durch die Zerschneidung der Wiesen mit dem dazu gehörenden Rundweg. Deswegen sei eine weitere Schädigung nicht vertretbar.

Daraufhin entgegnete Bürgermeister Klaus Gier, dass die Gemeinde doch als Teil des Nationalparks Kellerwald-Edersee und des Naturparks Kellerwald schon sehr viele geschützte Flächen, auch sogenannte FFH-Gebiete, aufweisen könne. Wenn der Gemeinde zukunftsfähige Tourismus-Vorhaben wegen des Naturschutzes erschwert würden, hätte sie keine Möglichkeit mehr für entsprechende Baumaßnahmen. Zudem seien die Genehmigungen der unteren und der oberen Naturschutzbehörde noch nicht sicher, da ja auch die Träger öffentlicher Belange (zum Beispiel Energieversorger, Wasserwerke und Umweltverbände) Stellung nehmen würden.

Wir müssen uns das gut überlegen“, konstatierte Andres Schaake (SPD), auch wenn man hier einen Trend im Tourismus nutzen wolle. Die Gemeinde solle sich überlegen: „Was brauchen wir noch?“ Dazu gehöre auch ein weiterentwickeltes Verkehrskonzept. Es seien noch viele Fragen offen, meinte Schaake. Für die FWG stellte auch Heide Witte fest, dass besonders die An- und Abfahrt zum vorgesehenen Stellplatz besser durchdacht werden müsse.

Schließlich wurde beschlossen:

  • bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung, dem Investor die Fläche über einen Erbbau-Pachtvertrag zur Verfügung zu stellen,
  • bei 17 Für- und 3 Gegenstimmen sowie einer Enthaltung, dass die Zuwegung zum Stellplatz über ein bestimmtes Flurstück (47/1) erfolgen solle,
  • einstimmig bei zwei Enthaltungen der beiden anwesenden Grünen, dass entlang der Zuwegung ein Grüngürtel angelegt werden solle.

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